Geschichten und Filme liebe ich schon mein Leben lang. Es war nicht geplant, dass ich in der Finanzbranche lande. Ich wollte Kurzgeschichten schreiben und Kurzfilme machen. Aber ich liebe meine Firma und die Menschen um mich herum. Wir wollen mit dem was wir tun, gemeinsam eine Geschichte schreiben. Dadurch kann ich meinen Traum gut beiseite schieben. Aber irgendwann möchte ich unbedingt noch einen Kurzfilm machen. Eine Botschaft, vielleicht ein kleines Testament von einem Niemand, nein zu hart, von einem kleinen Menschen mit Schwächen und Fehlern wie jeder andere auch.Mein Film hat vier Schauspieler. Einmal gibt es Jürgen, der alles Fremde hasst. Und es gibt Ali, der sich Gott näher fühlt als allen anderen. Beide wohnen nebeneinander und hassen sich gegenseitig. Alles, was in ihrem Leben nicht richtig läuft, ist die Schuld des anderen. Sie vergönnen einander nichts und reden nicht miteinander. Sie können sich gegenseitig nicht tolerieren, nicht einmal ignorieren.Eines Tages finden beide gleichzeitig das Glück. Beide werden Väter und bekommen am selben Tag einen Sohn. Willkommen Jürgen Junior, willkommen Ali Junior. Auch die beiden Jungen müssen sich ab sofort hassen. So machen das gute Söhne. Jetzt fühlen sie sich stärker als je zuvor. Der Hass nimmt weiter zu. Richtig glücklich ist damit aber niemand. Zufriedenheit finden sie nur, wenn sie sich mit dem Nachbarn vergleichen und der Meinung sind, etwas Besseres zu sein – in ihrem Glauben oder in ihrer Herkunft.Die Jahre vergehen. Eines Tages bekommen Jürgen und Ali am selben Tag Post. Beide Umschläge kommen von dem Krankenhaus, in dem ihre Junioren zur Welt gekommen sind. In den Briefen steht, dass das Krankenhaus einen großen Fehler gemacht hat. Die beiden Kinder wurden nach ihrer Geburt verwechselt. Ali ist der Vater von Jürgen Junior und Jürgen ist der Vater von Ali Junior. Die Väter sind wahnsinnig wütend. Die Söhne sind irritiert. Sie erkennen plötzlich, dass sie all die Jahre ihren leiblichen Vater gehasst haben. Ihnen wird klar, dass Vorurteile und Intoleranz niemanden weiterbringen und dass nur Offenheit und Toleranz Hass zerstören können. Das ist die Geburtsstunde der Diversität.
Film Ende.Ich bin vor 32 Jahren mit 21 nach Wien gekommen und stelle mir oft die Frage, was ich jetzt bin. Ich fühle mich genauso österreichisch wie die Österreicher, weil ich mich aktiv für dieses Land entschieden habe und nicht durch Zufall hier geboren bin. Ich fühle mich aber weiterhin als Türke, weil ich ehrlich und kompromisslos die Fehler sehe und anspreche. Nationalismus und Fanatismus sind ein unglaublicher Zeitverlust in der Gesamtaufgabe der Menschheit. Es wurde so oft probiert und es hat nie funktioniert. Es wird auch nie funktionieren. Nichts gehört dir. Teilen macht dich größer und uns alle besser. Ein guter Freund von mir sagt, dass Zuversicht der Treibstoff für die Zukunft ist, nicht Angst. Er fordert mehr Mut und hat damit Recht. Ein anderer Freund versucht den Blick von uns nach vorne zu richten und fördert damit den Austausch untereinander. Ich finde beide Ansätze treffend und wichtig. Mein Beitrag dazu ist, mehr Lust zum Teilen und mehr Gemeinschaftssinn zu schaffen. Denn alles besteht nun mal aus vielen kleinen wunderbaren Teilen. Bringen wir sie richtig zusammen. Gemeinsam…. ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört.

Jean Jacques Rousseau

Ihr Ali Eralp