Stell Dir eine Frau vor. Sie ist stark, kooperativ, positiv. Sie hat eine Arbeit mit der sie sich identifiziert, Neues gestaltet und sich verwirklichen kann. Sie heiratet. Die Liebe wächst. Es kommt das erste Kind. Eine wunderbare Prinzessin. Die Familie wächst zusammen. Alles ist wunderbar. Sie wollen ein zweites Kind. Die Freude ist groß. Diesmal kommt ein Prinz. Aber es gibt schon in der Schwangerschaft Komplikationen. Ein Satz verändert das ganze Leben. Plötzlich ist das Leben ein anderes. Dauerstress bestimmt den Alltag. Ein Damoklesschwert hängt über der Familie: Wann kommt die nächste schlechte Nachricht? Angst wächst. Unsicherheit wächst.

Sie wollen das Kind. Das Kind ist da, und es braucht besondere Aufmerksamkeit. Viel Zeit und viel Kraft sind notwendig. Die Familie steht plötzlich vor einer großen Herausforderung, einer Aufgabe und Verantwortung, die schwer alleine zu bewältigen ist. Der Tag hat schließlich nur 24 Stunden, mehr nicht. Vater und Mutter fangen an, auf manche Dinge zu verzichten, weil das Kind Zeit und Aufmerksamkeit braucht. Unbeabsichtigt verlieren die beiden immer mehr den Anschluss –  privat, aber auch beruflich. Die Firmen bekommen das natürlich mit, da die gewohnte Leistung nicht mehr da ist. Meist wiegt die Belastung der Mutter noch größer als die des Vaters. Die Burnout-Gefahr steigt dramatisch.

Die Frage ist: Was würdest du machen, wenn du diese Mutter oder diesen Vater in deiner Firma hättest? Vielleicht bist du sogar ihre Führungskraft.

Ich kenne die richtige Antwort nicht. Aber ich kenne eine mögliche Lösung: Die Firma geht den Weg mit den Betroffenen mit. Die Firma verstärkt die Person. So ein Schicksal passiert selten, und es ist Zufall, ob es einen trifft oder nicht. Wichtig ist, die Betroffenen zu unterstützen und nicht zurückzulassen.

Man kooperiert. Man wird stärker. Das Problem ist zwar immer gleich groß, aber man findet einen Umgang. Vertrauen wächst. Loyalität wächst. Firma wächst. Kind wächst. Zusammenhalt wächst. Gesellschaft wächst.

Wir sollten die Chancen nutzen, die ein Schicksal birgt. 

Ich möchte Dich bitten, Betroffene nicht im Stich zu lassen. Mit ihrer neuen Erfahrung und mit ihrer Kraft, wird die Welt besser, wenn man sie unterstützt. Wir machen sie stärker, und sie machen uns besser. Sie zeigen uns die richtigen Prioritäten, aber auch die Vergänglichkeit von unwichtigen Dingen. Wir können diese Erfahrungen in positive Betroffenheit umwandeln. Wer Rückhalt und Unterstützung von der Gesellschaft erfährt, kann auch selbst wieder mehr Kraft erzeugen.

Wer Familien in herausfordernden Situationen stärkt und nicht isoliert, macht diese zu Botschaftern mit einer Mission. Betroffene können Sichtweisen und Blickwinkel teilen, die uns sonst verborgen blieben. Aus ihren Erfahrungen können wir lernen und so zu einer besseren, inklusiveren Gesellschaft beitragen.

Wir machen uns viele Gedanken darüber, wie wir gesund leben können. Genauso wichtig ist es aber gesundes Denken zu fördern. Denn nur so können wir uns auch als Gesellschaft weiterentwickeln.

Das ist leider leichter gesagt als getan.

Aber wir arbeiten jeden Tag daran unser Ändern zu leben.

Denn die Familie ist das Herz der Gesellschaft.

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