Ökonom Mag. Michael Scherling beantwortet die aktuell häufigst gestellten Fragen zur Lage an den Finanzmärkten.
1) Wie hoch ist die Gefahr einer Finanzkrise, wie wir sie 2008 erlebt haben?
Die aktuelle Konstellation ist eine ganz andere als im Jahr 2008. Da die Kursrückgänge diesmal eher Staatsanleihen betreffen, ist die Ausfallgefahr weitaus geringer. 2008 betrafen die Probleme hauptsächlich Hypothekarkredite von Privathaushalten. Des Weiteren besteht weitaus mehr Erfahrung mit systemischen Krisen. Dementsprechend konnte bei der aktuellen Bankenkrise schnell reagiert und entsprechende Maßnahmen gesetzt werden. Weitere Indikatoren sind die Zahlen der Kreditausfallsversicherungen – hier kann man ableiten, dass aktuell kein Grund zur Panik gesehen wird. Die Märkte wissen genau, dass die Banken im Vergleich zur Euro- oder Finanzkrise besser aufgestellt sind. Es gibt viele neue Vorschriften, die Banken sind besser reguliert – hier kann Entwarnung gegeben werden, auch wenn US-Gewerbeimmobilien-Kredite gefährdet scheinen.
2) Ist nach den ganzen Krisen im letzten Jahr jetzt wieder eine Entspannung der Märkte zu erwarten?
Die Erholung verläuft relativ langsam – es wird noch dauern, bis die Märkte wieder in Schwung kommen. Die Börsen sind zwar gestiegen und die Bankenkrise wurde aufgefangen, allerdings gibt es einen Haken: Die Konjunktur-Prognose sieht aktuell nicht gut aus – Tendenz sinkend. Weiters schrumpft die Geldmenge so stark wie nie. Außerdem vergeben die Banken durch die Bankenkrise weniger Kredite zu schlechteren Konditionen. Dies gilt auch für Firmenkredite.
Noch ist die Stimmung gut, aber egal wohin man schaut, merkt man, dass diese nicht mehr allzu lange anhalten wird. Das liegt vordergründig an den gestiegenen Zinsen. Es ist zu erwarten, dass es in den nächsten Monaten vermehrt zu Konkursen und einem Wirtschafseinbruch kommt.
Wenn die Geschäftsbanken keine Kredite mehr vergeben, rutscht die Wirtschaft zwangsläufig in die Rezession. Genau das erleben wir gerade.
3) Wie schlimm wird die kommende Krise?
Die schlimmsten Krisen wurden in der Regel durch eine Überschuldung der Privathaushalte ausgelöst. Aktuell ist die Verschuldung auf einem sehr moderaten Niveau. Auch eine Gefahr einer Staatsschuldenkrise ist aktuell nicht zu erkennen. Demensprechend ist die Eintrittswahrscheinlichkeit einer kommenden Krise eher gering einzuschätzen.
4) Wie hoch werden die Zinsen noch steigen?
Aktuell geht man von einem Zinsanstieg auf 5% in den USA und 3,5% in Europa aus. Das sind Werte, die wir aktuell bereits erreicht haben. Die großen Anpassungen haben wir wahrscheinlich hinter uns. Die Kerninflation (ohne Energie) steigt weltweit aber leider immer noch weiter. Solange diese nicht deutlich sinkt, werden die Zentralbanken die Zinsen nicht senken. Je länger die Zinsen hoch sind, desto tiefer wird die zu erwartende Rezession ausfallen.
5) Welche Folgen hat die aktuelle Markt-Situation auf meine Geldanlage?
Kurzfristig sind die Inflation und der Rückgang der Geldmengen für die Aktienmärkte natürlich schlecht, langfristig hat es aber wenig Auswirkungen. Historisch gesehen, sind Aktienfonds langfristig der beste Inflationsschutz.
Positiv ist die Lage bei Anleihen – im Vergleich zu den letzten 15 Jahren sind diese gut verzinst. Aktuell sind 5% Durchschnittsrendite bei Anleihefonds keine Seltenheit – zuzüglich können Kursgewinnen das Ergebnis positiv beeinflussen.
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